Moritz Liebold

Texter bei unwashed

Lohnt sich „The Adweek Copywriting Handbook“?

Ein halboffener Kreis mit einem Pfeil an einem Ende

Zuletzt aktualisiert: 16.04.2024

Wenn Joseph Sugarman schreibt, liest du am besten genau mit.

Schließlich bescheinigt sogar Al Gore dem Copywriter sein Talent, immerhin ehemaliger US-Vizepräsident, Nobelpreisträger und Umweltikone.

Keine schlechte Referenz für einen Werbetexter. Aber das ist bei weitem nicht das Verrückteste an „The Adweek Copywriting Handbook“.

Stattdessen erwarten dich Anekdoten aus den wilden Zeiten des Marketings:

  • Joe Sugarman hat sein gebrauchtes Privatflugzeug über eine einzige Zeitungsannonce verkauft. Wohlgemerkt zum Kaufpreis.
  • In einer Kampagne zahlte er allen Leser*innen 10 Dollar für jeden Rechtschreibfehler, den sie fanden.
  • Er versuchte, eine 6-Millionen-Dollar-Villa mit Zahlung per Kreditkarte zu verkaufen – in einem Flugmagazin.

Ach ja: Nebenbei erfährst du auch noch das eine oder andere über das Schreiben von erfolgreichen Anzeigen.

Aber kann man von Joseph Sugarman wirklich noch etwas lernen?

Ja, du darfst skeptisch sein.

Schließlich hatte der Autor seine Glanzzeit in den 1980er Jahren. Es gab noch kein Internet. Das alte „Leser*in immer zum Ja-sagen bringen“-Schema war aktuell. Und mit einer ganzseitigen Textanzeige in der Zeitung wirbt heute kaum noch jemand.

So sahen seine Ads damals aus:

Alte Zeitungsannonce, Titel „Nautilus Spelling Sale“.
Für jeden Rechtschreibfehler, den Leser*innen finden, erhalten sie 10 Dollar.

Trotzdem ist der Ratgeber auf jeder einzelnen Bestenliste dieses Planeten zu finden.

Und das hat einen Grund: Was Joe Sugarman lehrt, ist (zum Großteil) zeitlos.

Was lernst du im Adweek Copywriting Handbook?

Joe Sugarman nimmt dich von Anfang bis Ende durch den gesamten Prozess eines Werbetexts mit. Und zwar anhand von extrem vielen Beispielen.

Hast du also noch nie einen geschrieben, schaffst du es nach der Lektüre ganz bestimmt.

Du erfährst:

  • wie du dich vorbereiten musst.
  • welche Elemente jeder Verkaufstext braucht.
  • wie du mit Emotionen verkaufst und das dann als logische Entscheidung rechtfertigst.
  • mit welchen psychologischen Tricks du deine Zielgruppe verführst.

Besonders die psychologischen Bausteine sind wertvoll. Sie sind wie eine Checkliste zum Abhaken.

Was fehlt? Was ist veraltet?

Die größte Stärke ist gleichzeitig die größte Schwäche des Buchs: Joe Sugarman war, wie viele der legendären Copywriter*innen der Vergangenheit, kein großer Ethiker.

Man könnte auch sagen: Verkauf ist Verkauf – egal, wie er zustande kommt.

Also bitte achte darauf, die Techniken vorsichtig einzusetzen. Das ist einer der Grundpfeiler des ethischen Marketings.

Auch wichtig: Seine Werbung ist sehr US-amerikanisch. Für deutsche Verhältnisse (gerade heutzutage) wirkt sie übertrieben und würde viele Zielgruppen eher verschrecken als anziehen.

So wird sich deine Arbeit verändern

Ziemlich sicher: Du wirst deinem Fragebogen für das Kund*innengespräch neue Fragen hinzufügen. Dasselbe gilt für die Vorlagen für deine eigenen Notizen. Oder beachtest du etwa schon das menschliche Verlangen, etwas zu horten?

Ebenso wird dich der Ratgeber darin bestärken, dich etwas zu trauen. Auch, wenn es manchmal verrückt wirkt: aufzufallen lohnt sich (meistens)!

Fazit: Für wen eignet es sich?

Wer das Texten von Grund auf lernen möchte, kann hiermit anfangen. Aber auch Profis nehmen wertvolle Tipps mit. Und vor allem Inspiration, aus den immer gleichen Werbeklischees auszubrechen.

Perfekt passt es zu dir, wenn du häufig Produktbeschreibungen verfasst. Aber auch jede andere Disziplin des Werbetextens profitiert von den Grundsätzen.

Du bekommst „The Adweek Copywriting Handbook – The Ultimate Guide to Writing Powerful Advertising and Marketing Copy from One of America’s Top Copywriters“ auf Amazon. Auf bücher.de kannst du das E-Book auch als PDF herunterladen. Am liebsten kaufst du es aber gebraucht.

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