Moritz Liebold
Texter bei unwashed
The Elements of Style: 5 Lektionen für Deutsche
Zuletzt aktualisiert: 16.12.2024
Ganz ehrlich: drei Viertel des Buchs kannst du dir leider sparen. Denn The Elements of Style von William Strunk Jr. und E. B. White richtet sich eindeutig an Englischsprachige.
Aber die Tipps, die auch auf Deutsch funktionieren, sind pures Gold. Sie helfen dir, klarer zu schreiben und deine Botschaft auf den Punkt zu bringen.
Lohnt es sich dafür, das ganze Buch zu lesen?
Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Aber ein guter Anfang sind auf jeden Fall diese fünf Lektionen als kleine Zusammenfassung der Lektüre.
Eine kurze Zusammenfassung
Worum geht es im Little Book of Style, wie es liebevoll genannt wird?
Eigentlich fasst es das Zitat des Autors William Strunk Jr. perfekt zusammen:
„This requires not that the writer make all his sentences shorter, or that he avoid all detail […], but that every word tell.“
William Strunk Jr.
Auf Deutsch also:
„Du musst nicht weniger schreiben, sondern jedes Wort zählen lassen.“
William Strunk Jr.
Im Endeffekt geht es also darum, wie du knackiger schreibst. Um den Text verständlicher zu machen, deinen Worten mehr Kraft zu verleihen und Leser*innen am Bildschirm zu halten.
Dafür stellen Strunk und White Regeln auf. Was Grammatik und Vokabular betrifft, ergibt allerdings nur auf Englisch wirklich Sinn. Drei Kapitel (Usage, Form, Words and Expressions) kannst du deshalb getrost überspringen.
Doch in zwei Kapiteln (Composition und Style) stecken einige Goldstücke.
5 Regeln, die auch im Deutschen gelten
#1 Streiche nutzlose Wörter
Es gibt einige Begriffe, die deine Aussagen unnötig verkomplizieren und dadurch schwächen. Diese solltest du streichen. Hier ein paar Beispiele:
- Hilfsverben wie können, sollen, dürfen: Statt „Wir können dir helfen, …“, schreibe lieber „Wir helfen dir, …“.
- Der Fakt, dass: Schreibe „97 % der Menschen schlafen gerne“ statt „Der Fakt, dass 97 % der Menschen gerne schlafen, …“.
- Auch Satzumstellungen helfen: „Unser Stuhl, der ein Hilfsmittel für Senior*innen ist, kann rollen“ wird zu „Als Hilfsmittel für Senior*innen kann unser Stuhl rollen“.
Es gibt tausende ähnliche Beispiele. Tipp: Sprich jeden einzelnen Satz laut aus und teste, ob du ihn kürzen kannst.
#2 Schreibe aktiv statt passiv
Okay, das ist ein Klassiker. Aber als Erinnerung sicher sinnvoll: Vermeide die passive Form und nutze stattdessen die aktive.
Dadurch sparst du nicht nur ein paar Wörter ein, du schreibst auch kraftvoller.
Vergleiche:
In unserem Fitnesskurs wirst du unterstützt, Muskeln wie Arnold aufzubauen.
In unserem Fitnesskurs baust du Muskeln wie Arnold auf.
#3 Vermeide Verneinungen
Achtung, komplizierte Regel: Du solltest das Wort nicht nicht benutzen.
Aber: Wir können die Regel auch leichter verständlich machen – indem wir sie direkt anwenden. Besser lautet sie nämlich: Vermeide das Wort nicht.
Siehst du, was ich meine? Die Verneinung verkompliziert Sätze, was den Lesefluss stört. Außerdem schwächt sie die Bedeutung ab.
Vergleiche:
Bei dieser Geschichte kann ich nicht ruhig bleiben.
Diese Geschichte macht mich wütend, rasend sogar.
#4 Schreibe konkret
Wischiwaschi-Aussagen zerstören deine Werbetexte. Wenn wir „Wir sind Ihr professioneller Partner für maßgeschneiderte Individuallösungen“ noch einmal lesen, müssen wir weinen. Oder einschlafen. Dabei entsteht kein Bild im Kopf, deine Leser*innen haben den Satz sofort wieder vergessen!
Besser: Belege deine Botschaft mit konkreten Beispielen oder Aussagen, die man sich vorstellen kann.
Vergleiche:
Wir produzieren maßgeschneiderte Laufschuhe für angenehmen Tragekomfort beim Kardiotraining.
Unsere Laufschuhe schmiegen sich deiner Fußsohle an, sodass du selbst auf Beton joggst wie auf einem weichen Waldboden.
#5 Nutze Nomen und Verben statt Adjektive und Adverbien
Indem du diese Regel befolgst, kürzt du deinen Text UND regst die Vorstellungskraft deiner Leser*innen an.
Vergleiche:
Er geht langsam (Standard-Verb + Adverb) aus dem Büro der Chefin.
Er schleicht (cooles Verb) aus dem Büro der Chefin.
Fazit: Für wen lohnt sich The Elements of Style von Strunk und White?
Für alle, die gerne knackiger schreiben möchten. Vor allem für Werbetexter*innen oder akademische Autor*innen (für die das Buch ursprünglich gedacht ist).
Aber: Es ist eher etwas für Fortgeschrittene. Schließlich geht es um Feinheiten. Für Copywriter*innen, die noch am Anfang stehen, empfiehlt sich andere Lektüre – zu finden etwa hier.
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